Wieder einmal sprachlos?

Es gibt Sätze, die wir im Coaching öfter hören. Einer davon kam mir kürzlich wieder unter:

„Hinterher fällt mir dann ein, was ich hätte sagen können.“

„Hinterher fällt mir dann ein, was ich alles hätte sagen können oder müssen…“Das berichten mir Klienten häufiger, wenn sie mir eine Situation schildern, die sie unerwartet getroffen und deswegen erst einmal sprachlos gemacht hat. Und oft höre ich dann Sätze wie: „Wie kann ich denn nur schlagfertiger werden in solchen Momenten?“ Oder „Wie kriege ich es hin, dass ich auch in schwierigen und angespannten Situationen souverän bleiben kann?“ Oder auch „Wenn mich jemand so unfair angeht, bin ich erst einmal unfähig zu reagieren.“

Nun gibt es sicher genug gute und durchaus hilfreiche Blog-Artikel mit einer Überschrift wie „10 Techniken für mehr Schlagfertigkeit“. Deshalb möchte ich Ihnen einen etwas anderen Gedankenanstoß geben, der nicht sofort wirkt, mit der Zeit aber eine positive Veränderung mit sich bringt: Haben Sie sich vielleicht selbst im privaten und beruflichen Alltag ein Stückweit Ihre Spontanität abtrainiert? Damit Sie besser funktionieren? Wenn das nicht ganz abwegig für Sie klingt, lesen Sie weiter:

Spontanität ist durchaus eine Eigenschaft, die nicht nur im Urlaub hilft, „mal etwas ganz verrücktes auszuprobieren“. Spontanität kann auch dabei helfen, etwas gelassener zu bleiben, wenn die Situation herausfordernd wird. Denn häufig passiert in solchen Momenten „etwas“, das uns innerlich schachmatt setzt, das unsere eigentlich sonst so gut funktionierende Reaktionsfähigkeit außer Gefecht setzt. Um genau dieses „Etwas“ geht es.

Das Schlüsselthema bei diesem „Etwas“ ist unsere eigentlich hilfreiche Routine, die wir uns mit zunehmender Eingebundenheit in anspruchsvolle Aufgaben und vollgepackte Tagesabläufe angewöhnen. Die uns hilft zu überleben, wenn wir die vielen täglichen Agenden mit der notwendigen Disziplin abarbeiten. Der Stress kommt dann, wenn „etwas“ anders läuft als erwartet, uns die Routine wegnimmt. Zum Beispiel eine Situation, in der wir uns mehr Schlagfertigkeit gewünscht hätten. Und dann hoffen wir oder erwarten von uns selbst, dass wir schnell reagieren können, umstellen können. Aber das haben wir uns erfolgreich abtrainiert. Wir haben uns so auf Routine getrimmt, bis wir unsere eigentlich einmal vorhandene Spontanität wegtrainiert haben. Natürlich brauchen wir Gewohnheiten und Routinen, aber leider hemmen uns zu viele davon im Spontan-sein oder führen dazu, dass wir alles, was in Richtung Impulsivität geht, unbewusst verdammen und im Moment der Wahrheit nicht abrufen können.

Die Weisheit liegt darin, im richtigen Moment zwischen Spontanität und Impulskontrolle wählen zu können. Haben Sie sich über die Jahre selbst zum Typus „Impulskontrolle“ erzogen, gilt es jetzt, Ihrer spontanen Seite wieder mehr Raum zu geben.

Wie das geht? Hier ein Anstoß: Alles, was uns aus unseren Routinen holt, aus dem „So mache ich das eben immer“, ist geeignet, um daran zu üben. Jede Veränderung, die wir bewusst einbauen, schult unsere Spontanität. Also: Improvisieren Sie wieder öfter im Alltag, variieren Sie Wege, Abläufe und Routinen: beim Zähneputzen, beim Frühstück, beim Einkaufen. Ändern Sie regelmäßig und bewusst Gewohnheiten, und seien es auch noch so unbedeutende Abläufe. Wieder etwas spontaner sein ist eine Frage der eigenen Entscheidung und des Willens: Sie können es so oder anders tun.

Zu wenig Spontanität ist oft auch eine Ursache, wenn wir uns selbst als sozial unflexibel empfinden oder unsere eigenen Reaktionen als unbefriedigend erleben. Steigen Sie direkt und jetzt in Ihr persönliches Training für mehr Spontanität ein und Sie werden erleben, wie viel Spaß Sie sogar daran haben, nicht nur ein wenig schlagfertiger zu sein, sondern überhaupt unvorhergesehene Situationen gut und befriedigend zu meistern – und sich vor allem hinterher nicht zu ärgern.

Wie immer gilt: Veränderung passiert nicht von heute auf morgen. Aber wer nicht anfängt, ändert nie etwas. Der Moment ist jetzt!